Warum streuen im Winter immer mehr Städte umweltschonendes Streugut?

Streusalz zerstört Straßen und Umwelt – warum wird es dennoch gestreut?

Die Daten und Analysen sind schon lange vorhanden. Streusalz als Streugut killt die Umwelt, zerstört Gebäude und Brücken, löst Wunden an Tierpfoten aus und wenn es letztlich in das Grundwasser gerät, findet das Streumittel seinen Weg auch in die Körper der Menschen - etwas muss getan werden!

Veränderungen dauern – doch was passiert in der Zwischenzeit?

Viele Sümpfe, Bäche und Seen, die entlang von Straßen und Autobahnen, im Zickzack durch Deutschland führen, sind bereits negativ von den jährlichen Streusalzattacken betroffen. Es sind nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Tiere, die in diesen Gewässern leben. Unsere Umwelt ist schon lange nicht mehr so gesund, dass wir achtlos Salz und andere Chemikalien auf die Straßen streuen können, in der Hoffnung, es wird schon irgendwie gut gehen. 

In hohen Konzentrationen kann das Salz als Winterstreumittel für einige Wassertiere tödlich sein. Winterstreusalz kann auch die Art und Weise verändern, wie sich das Wasser vermischt, und dazu führen, dass sich in der Nähe des Grundes von Seen salzhaltige Taschen bilden, die zu biologischen Tot-Zonen führen.

Wenn das Wetter winterlich wird, greifen viele Städte und Gemeinden in Deutschland auf das bekannte Streugut zurück, um ihre Straßen zu enteisen. Dieses Wintersteinsalz ist ähnlich wie Tafelsalz und besteht aus Natrium und Chlorid, ist aber gröber. Es löst sich auf der Straße schnell auf, sodass das Chlorid durch Abfluss und Auswaschung in nahe gelegene Gewässer gelangt. Tatsächlich gelangen fast alle Chloridionen aus dem Auftausalz schließlich in flussabwärts gelegene Gewässer.

Bei niedrigen Konzentrationen ist Chlorid „relativ unbedenklich“, doch bei steigenden Konzentrationen kann es für Wasserlebewesen, einschließlich Plankton und Fische, die in Binnenseen leben, giftig sein. Diese ökologischen Veränderungen wirken sich auf die Wasserqualität aus. Eine Veränderung, die in den meisten Fällen nicht rückgängig gemacht werden kann. Zum einen, weil die Entsalzung von Wasser kostspielig und zum anderen extrem aufwendig ist. 

Salzwasser

Eine Studie über deutsche Seen ergab, dass ein Prozent der Landfläche im Umkreis von 500 Metern um einen See asphaltiert (oder anderweitig undurchlässig) sein muss, um das Risiko einer langfristigen Versalzung zu erhöhen! Das ist weder kurz- noch langfristig eine Lösung, wollen wir auch weiterhin die Seen in ihrer momentanen Schönheit, wichtiger aber noch, in ihrem unbelasteten Zustand genießen. Fast jeder Mensch schätzt Wiesen und Wälder, davon abgesehen, brauchen wir diese, um die Luft sauber zu halten. Eine Versiegelung ist somit keine Lösung.

Eine tickende Zeitbombe

Eine kürzlich durchgeführte Studie legt nahe, dass die Salzkonzentration in vielen Seen bis zum Jahr 2050 außerhalb jener Grenzen liegen wird, die gesunde Wasserpflanzen, Tiere und Mikroorganismen erhalten kann. Ganz zu schweigen von wohlschmeckendem Trinkwasser. – In Bayern allein werden pro Saison 326.000 Tonnen Streusalz verbraucht. Das klingt nicht nur zu viel, das ist zu viel. 

Im Vergleich, Kanada wird mit noch größeren Problemen konfrontiert werden. Je nach Strenge des Winters werden jährlich etwa 5 Millionen Tonnen Auftausalz auf kanadischen Straßen ausgebracht. – Vielleicht denken Sie nun, Kanada ist zu weit weg, das geht mich nichts an, doch wenn es um die Umwelt geht, so geht uns das alle etwas an. Wir vergessen nur zu gerne, dass die Entscheidungen, die heute über uns getroffen werden, die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder beeinflusst. Können wir also bürokratische Entscheidungen, oder besser gesagt “Unterlassungen” einfach so hinnehmen?

Die Antwort dazu ist offensichtlich: Streugut zu verwenden, das der Umwelt nicht schadet. Und gerade daran scheinen einige Bundesländer zu scheitern. Nicht daran, dass es keine umweltfreundliche Alternative gäbe. Das Scheitern in vielen Gemeinden ist mehr auf wirtschaftliche Gründe zurückzuführen. Auftausalz ist billig! Während Flughäfen zum Schutz ihrer Millionenteuren Flugzeuge Viaform bereits seit der Jahrtausendwende nutzen, blieb es bei dem städtischen Winterdienst bislang relativ unbeachtet, denn es ist einfach teurer als Salz, dass man einfach aus dem Boden rausschaufeln kann.

Dieses Denken ist allerdings sehr kurzfristig und ganz und gar nicht ganzheitlich. Gemeinden mögen zwar an dem Streugut per se sparen, doch ziehen sie die Schäden der Umwelt und die Korrosion durch Streusalz auf die Infrastruktur hinzu, so steigen die verstecken Kosten des billigen Streugutes in schwindelnde Höhen. Denn: Nichts ist umsonst!

Laut einer in Amerika durchgeführten Studie, verursacht eine Tonne Streusalz Korrosionsschäden, etwa 1.500 Euro. Multipliziert man nun, die 326.000 Tonnen Streugut gemessen an Bayern, mit 1.500 Euro, so erhält man ein Ergebnis von ca. einer halben Milliarde Euro - jährlich! Da wäre es wesentlich billiger, Auftaumittel ohne Salz zu streuen. 

Ein Fenster in die Vergangenheit

Lehm, Schlick, Sand, Pollen, Chemikalien und andere Stoffe aus der Umgebung lagern sich langsam, jedoch kontinuierlich – in Schichten am Grund von Seen ab. Diese Sedimente stellen ein natürliches Archiv vergangener Bedingungen dar. Eine Schicht mit viel Holzkohle kann zum Beispiel auf vermehrte Waldbrände in der Region hinweisen.

Wissenschaftler nutzen die in diesem Archiv gespeicherten Informationen, um einen Einblick zu bekommen, wie sich die Umweltbedingungen über lange Zeiträume – von Jahren bis Jahrhunderten – verändert haben.

Die weitaus wirtschaftlichere Methode wäre, das kurzfristig billige Streusalz gegen das etwas teurere Formiat auszutauschen. 

Mit dem Streuen von Salz wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen. Doch so wie sich die Motorisierung Deutschlands vermehrte, vermehrte sich auch das Streuen von Salz. In den Regionen, die für ihre Seen, Flüsse und Ferienhäuser bekannt sind, wird bereits seit den 1960er-Jahren Streusalz – oft übermäßig – verwendet. Schließlich wollte man die Wintergäste zufriedenstellen.

Das, was in den Seesedimenten der Region verblieben ist, Überreste also von Algen und mikroskopisch kleinen Tiere, die Sie vielleicht als Zooplankton kennen, zeigen deutlich, dass sich mit dem Beginn der Streusalzausbringung die Regionen verändert haben.

Es gibt jetzt mehr salztolerante Zooplanktonarten als vor der breiten Anwendung von Streusalz. Die Auswirkungen dieser Veränderung sind allerdings noch nicht vollständig geklärt. Worüber sich Experten jedoch schon seit Langem einig sind, ist, dass sich die Auswirkungen von Veränderungen auf den untersten Ebenen der Nahrungskette auf das gesamte Ökosystem auswirken.

Zur besseren Erklärung:

Nehmen Sie an, in einer bestimmten Region hat sich ein Fisch, an das Fressen eines bestimmten Zooplanktonart gewöhnt. Wenn das Zooplankton jedoch plötzlich durch eine andere Art ersetzt wird, die vielleicht größer ist, wird die Nahrungskette zum ersten Mal unterbrochen. 

Chlorid kann für Zooplankton giftig sein. In niedrigeren Konzentrationen kann es subletale Wirkungen haben, d. h. die Individuen schwächen und die Sterblichkeitsrate der Eier erhöhen. Fische sind im Allgemeinen toleranter gegenüber steigenden Salzkonzentrationen, aber je länger sie hohen Chloridkonzentrationen ausgesetzt sind, desto giftiger ist es. Viele Jungfische ernähren sich von Plankton, und wenn sie diese Nahrungsquelle verlieren, werden sie nicht gedeihen.

Wenn nun Fisch A, seine gewohnte Nahrung nicht mehr ausreichend findet, könnte er aussterben, was sich wiederum auf Fisch B auswirkt, der als Nahrung von Fisch A angewiesen war. Diese Art Kettenreaktion kann sich auf verschiedene Bereiche auswirken - bis ganz nach oben, zum gefährlichsten Raubtier von allen: den Homosapiens. Keiner kommt also davon. Nur der Umwelt käme das Aussterben der letzteren Art zugute.

Das waren nur einige wenige Beispiele. Das Streuen von Salz hinterlässt seinen negativen Fußabdruck in fast allen Lebensbereichen. Was, wenn wir, Hersteller und Gemeinden gemeinsam an Lösungen für die Winterstraßen arbeiten, die, wenn schon den bereits angerichteten Schaden nicht mehr rückgängig machen können, ihn zumindest nicht verschlimmern?

Welche Städte haben die Problematik bereits erkannt und streuen zumindest teilweise Formiat im Winter?

Pionier-Städte, die zumindest teilweise zum differenzierten und umweltschonenden Winterdienst mit Formiat als Streugut umgestellt haben:

Flensburg, Schwollen, Höxter, Hansestadt Attendorn, Kaufbeuren, Stadtilm, Urbar, Sonneberg, Osnabrück, Rostock, Thüringen, Stuttgart, Wuppertal, Ingelheim, Garmisch-Patenkirchen, Weisenburg, Buckenhof, Gießen, Vechta, Landsberg und weitere...

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Ob Sie sich in der Planung zum differenzierten Winterdienst befinden und eine Alternative zu Streusalz suchen oder direkt unser Formiat bestellen wollen - wir beraten Sie gerne individuell. Unser Streumittelvergleich hilft Ihnen zusätzlich bevor Sie einfach irgendein Auftausalz kaufen, denn jede Stadt und Kommune hat andere Regelungen zum Streumitteleinsatz.
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